Wo ist das?   Sitemap
Franziska.ch > Jakobsweg > Spanien > 4. Juni Casanova - Arzua



"Hier sitze ich und warte. War eine kleinere Etappe heute, es ist recht kühl, zum laufen war das gut, aber jetzt friere ich recht. Der Weg führte durch Eukalyptuswälder, das war schön, es hat gut gerochen. Diese Bäume sind lustig, sie schälen ihre Stämme selber und so hängen diese Fetzen überall rum.

Bin heute morgen wiedermal als weitaus letzte aufgestanden. Was die Leute auch immer für einen Stress haben! Dafür hängen sie den ganzen Nachmittag rum, so wie ich jetzt auch, aber ich mag das nicht, es ist etwas langweilig.
Nach einer kurzen Pause bin ich eine weile mit Peter aus Basel gelaufen. Ich mag es gerne, wenn jemand erzählt, ich höre gerne Geschichten und wie andere Leute den Weg erleben. Er macht ganz viele Fotos und ich würde mich sehr freuen, mal an einen Dia Vortrag von ihm zu gehen. Er ist ein sympatischer und angenehmer älterer Mann.

Und jetzt möchte ich eigentlich einfach mit jemandem reden. Mami war vorher nicht zu hause, schade. Als mir vorher bewusst wurde, dass ich den Stadtplan von Santiago studiere, musste ich weinen. Es ist einfach unglaublich. Morgen noch eine lange und am Dienstag eine ganz kurze Etappe. Dann bin ich da. Ich habe mehr als zweieinhalb Monate jeden Tag an diesem Ziel gearbeitet. Es war so weit weg, dass ich nicht daran denken konnte, und jetzt ist es so nahe, ich habe es eigentlich schon geschafft. Und jetzt fällt es mir wieder etwas schwer, einfach zu laufen, ich bin ungeduldig. Mache mir die ganze Zeit Gedanken, wieder ins andere Leben zurückzukehren. Ja, es geht zu ende. Das macht mich etwas traurig, aber ich bin auch froh.
Die schönste Zeit meines Lebens, ich wünschte, es gäbe kein Santiago und Spanien würde sich bis Amerika erstrecken."