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Franziska.ch > Jakobsweg > Frankreich > 2. Mai Condom - Eauze



"Da sie sich schon Capitale de l’Armagnac nennen, muss ich doch wohl auch einen probieren. Mmh, nicht übel, so als Verdauer und Beilage zur Kathedrale. Ja, richtig, sitze schon wieder auf dem Kirchplatz im Café, sogar schon zum 2. Mal. Am Nachmittag hab ich ein paar Karten und Roli einen langen Brief geschrieben. Also, das war ein etwas spezieller Brief, wohl eher eine Gedichtesammlung. Hab nämlich den ganzen Tag lang gereimt und fort zu alles aufgeschrieben. So kam ich natürlich nicht sehr schnell vorwärts, aber ich hatte voll meinen Frieden. Und ein paar Reime fand ich noch recht gut, hald ganz einfaches und simples Zeugs, und zum Lachen hat’s mich oft gebracht. Wenn er sie dann auch spassig findet, bin ich zufrieden. Aber eigentlich gings mir ja ums reimen an sich, es hat echt Spass gemacht und je weniger ich mich konzentrierte, umso besser wurden sie.

Blumen, ein Meer
Grün das Gras,
die Feldflasche leer,
Sommer ist das!

Ja, wirklich, brütend heiss war es den ganzen Tag und der Wind kam natürlich erst gegen abend auf. Die Sonne hat glaubs sogar ein Muster auf meine Wagen gebrannt! Einmal gings echt durch einen mordsmässigen Sumpf, meine Füsse sind ganz eingesunken. Dann hat’s ein paar Spritzer Dreck auf die Beine gegeben und das erklärt eben das Muster.

Und ab morgen werde ich wohl wieder alleine sein. Vital plant wieder eine grössere Etappe und ich werde es eher gemütlich nehmen. Also hatten wir heute unser letztes gemeinsames Abendessen. Hab’ mich also noch recht an ihn gewöhnt und mir heute mal Ohrenstöpsel gekauft, weil er so schnarcht. Aber ich freue mich auch, wieder alleine zu sein.

Hab mir gedacht, dass ich vielleicht per Autostop nach Hause gehen werde. Und auf dem Weg gehe ich alle Leute besuchen, die ich mag. Mal sehen, zuerst muss ich ja mal überhaupt nach Spanien kommen. Mich nimmt schon wunder, wie es da so läuft. Frankreich werde ich sicher vermissen. Hab mich heute gefunden, wie ich die Fotos der zu verkaufenden Häuser in einem Imobiliengeschäft angeschaut habe. Für 1'460'000 F hätte ich eine alte Militärfestung haben können. Hab’s mir dann aber doch anders überlegt, weil ich ja nicht so für’s Militär bin.

Es muss jemand gestorben sein. Als ich auf den Platz kam, heute nachmittag, ganz verschwitzt und nur mein Cola und ein Mars im Kopf, kam ein grosser Trauerzug aus der Kirche und die Glocken schlugen ganz traurig. Das hat mich auch etwas traurig gemacht, wegen der traurigen Leute, bin dann aber doch schnell weiter auf den Laden zu gesteuert.

Helene, die mal zwei Tage mir uns gelaufen ist, ist wieder in der Schweiz. Sie hat im Fuss etwas gebrochen."