Wo ist das?   Sitemap
Franziska.ch > Jakobsweg > Frankreich > 4. Mai Nogaro - Aire sur l'Adour



"Ich würde ja gerne noch etwas draussen sitzen und den abend geniessen, aber es herrscht Lebensgefahr! Bin schon ganz verbissen. Heute war der Tag mit den Tieren. Das hat ganz friedlich angefangen, als ich vor Erstaunen ausrief, da eine kleine Schildkröte vor mir auf dem weg lag. Sie war ganz herzig, etwa so gross wie meine ganze Hand und ich hab’ ihr über die Strasse geholfen. Als nächstes kam ein riesiger Wurm. Etwa so lange wie mein ganzer Arm und so dick wie mein kleiner Finger. Ich habe ihn einfach liegengelassen. Dann traf ich zwei Hunde, eigentlich nichts ungewöhnliches, sie sind ja alltäglich und lassen mich auch ziemlich kalt, im Vergleich zum Anfang! Der rote ist dann aber etwas zu weit in meine Privatsphäre eingedrungen und war so wild, dass ich dachte, er wird mich gleich beissen. Das mochte ich nicht. Da wurde ich auch böse. Ich hab’ ihn mal böse angeschaut, was ihn kaum beeindruckt, mich aber noch wütender gemacht hat. Da hab ich ihn mal angeschrien und er ist ein paar Schritte zurückgewichen. Sein Grundstück war schon lange vorbei, aber er wollte keine Ruhe geben. Da wurde ich wirklich böse, und wie! So wie damals, als ich durch den Pflutsch ging und tobte. Bin schreiend auf ihn los und er suchte das weite. Vom Waldrand her hörte ich ihn dann noch etwas mekern. Ich kam wieder etwas zu mir, merkte, in welcher aufregung ich war, etwas ähnliches wie Angst gehabt habe und leicht zitterte. Aber gute Laune hatte ich wieder etwas. Ich habe auch gemerkt, dass ich auf einen Kampf gefasst war. Ich war bereit und gewillt, das arme Tier kaputt zu machen. Ich hätte es glaub getan, wenn es nötig gewesen wäre. Wie nennt man sowas? Adrenalinschub? Wenn man so in ein Zeugs kommt? Ich war wieder ein grosses, brutales Monster. Man kann mich also schon böse machen. Dann ist man aber selber Schuld. Während ich mich beruhigte, merkte ich noch etwas, da bin ich aber nicht sicher und finde es etwas erschreckend. Ich hätte es gerne getan. Ich hatte Mordlust. Mord ist vielleicht übertrieben, aber so was ähnliches. Ich war so taub vor Wut. Eben im nachhinein wünschte ich mir, so eine Szene käme mal zum eskalieren und es gäbe wirklich einen blutigen Kampf. Ich hatte das Gefühl, dann befriedigt zu sein. Der Urkraft und der Urwut in mir endlich mal Platz zu geben, sie mal endlich raus lassen zu können.
Aber eben, das erschreckt mich schon etwas. Ich meine, von mir aus würde ich ja nie anfangen aber vielleicht hätte ich es gerne, wenn unter solchen umständen das Gegenüber anfangen würde. Ich weiss nicht, wie ich reagieren würde, vielleicht würde ich ja auch nachgeben oder mich nur verteidigen, aber in dem Zustand, wo man eben nicht mehr kontrollieren kann...Ich weiss nicht, Gewalt mag ich ja nicht sehr. Deshalb erschreckt mich dieses Monster doch ziemlich. Um mich zu schützen, im Notfall, kann ich jedoch froh sein, es zu haben. Gut zu wissen.
Würde im wichtigen augenblick die innere Stimme sagen:“Halt Franziska, es reicht, wenn du den Feind unschädlich machst, du brauchst ihn nicht umzubringen.“? Das hoffe ich, aber wenn ich das Monster bedenke, bin ich eben nicht sicher und genau das erschreckt mich eben.
Genau solche Themen würde ich jetzt gerne mir einer Fachperson besprechen. Hätte gerne eine weise Meinung dazu.

Dann, der Tag ist ja noch nicht zu ende, etwas in der Laune angeschlagen, ging’s dann doch noch so richtig durch den Pflutsch. Und da hab’ ich gemerkt, dass ich gestern recht hatte. Der Pflutsch musste nämlich kommen, weil es mir noch nicht egal war. Im Gegenteil, habe gekocht vor Ärger! Aber ich werde meine Schuhe wieder putzen und wieder durch den Pflutsch gehen. Das Leben ist Schuheputzen.

Und weil es ja der Tag der Tiere ist, hat es hier grauenhaft viele Mücken. Ganz brutal. Hinter dem Haus ist eben grad ein Fluss.

Ha! Jetzt bin ich bereit für Spanien, hab’ mir einen Dix gekauft! Ein bisschen habe ich schon gelesen, musste aber immer lachen. Und eine Boxershorts habe ich auch gekauft, so konnte ich die Pijamahose, unter anderem, nach Hause schicken. Also schon wieder etwas weniger Gepäck.
Jetzt muss ich nochmals den Kopfstand machen, mein rechter Fuss tut nämlich so komisch weh. Nur wenn ich laufe, aber dafür sehr. Keine Ahnung, was das wieder ist."