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Franziska.ch > Jakobsweg > Frankreich > 10. April Revel Tourdan - Clonas sur Varèze





"Jetzt ist es halb sechs und erst in zwei Stunden kann man hier was essen. Bis dahin bin ich verhungert!

Heute bin ich etwas mehr als sieben Stunden und ca. 30 km gelaufen. Ich hätte noch ins nächste, etwas grössere Dorf gehen wollen, aber da waren alle Unterkünfte besetzt. Das sagen jedenfalls alle, aber ich glaube das nicht ganz. Ich glaube, die Hotels sagen einfach immer mal zuerst nein. Frechheit! Das für morgen konnte ich jetzt zum Glück schon reservieren. Tja, und heute werde ich hald in dem Campingwagen schlafen. Heute ist es ja nicht so kalt. (Bin im T-shirt gelaufen!) Aber ein bisschen komisch ist es schon, anfangs April schon im Freien zu duschen!

Ha, und heute hatte ich eine Idee. Ja, eigentlich ist sie ja schon älter, aber heute liess sie sich in Gedanken recht schön ausmalen. Nämlich, zu einer Hilfsorganisation, zum Beispiel dem Roten Kreuz, zu gehen. Ich glaube, dass es mir gefallen würde, in eine Region zu reisen, wo die Leute Hilfe brauchen und dann eben etwas helfen. Was genau weiss ich auch nicht. Ich könnte mir fast alles vorstellen. Aufräumen, aufbauen, aufklären, pflegen, ernähren, versorgen, und weiss ich nicht was alles.
O.K. schön, ich hatte also mal diese Idee, und was jetzt? Wahrscheinlich kann man ja nicht einfach ein bisschen von allem machen, und ziemlich sicher gibt es auch keine Ausbildung als Helfer. Vielleicht müsste man einfach Krankenschwester sein, oder Bauarbeiter, oder Entwicklungshelfer. Aber eben nichts, was ich bin. Ich könnte ja Chauffeuse werden, oder eben Pilotin, das kann man immer brauchen.
Jedenfalls habe ich gedacht, dass es für mich von Vorteil wäre, mich nicht nur auf etwas zu fixieren, denn dann wird’s eben schnell langweilig. Ich müsste also mehrere verschiedene Sachen gleichzeitig machen können. Zum Beispiel morgens etwas Internetseiten gestalten, Nachmittags frei haben, abends in einer Bar servieren, am Wochenende haushalten, dann noch Kinder, etwas Sprachkurse, einen Garten, einen Mann, und so weiter. Ja, o.k. jetzt habe ich vielleicht etwas übertrieben, aber so in dem Stil eben.

Ja, und weil ich das jetzt gerne ausprobieren würde, möchte ich am liebsten nach Hause gehen. Heute morgen bin ich aufgewacht und habe das gelbe Heftchen (Führer) gesehen. Nicht schon wieder, das nervt mich langsam, dachte ich. Dann war auf einmal klar, dass ich wohl bald nach Hause gehen würde. Am liebsten würde ich ja schon, aber... hab’ ja sonst keinen Grund. Und ich sollte doch wirklich noch etwas die „Ferien“ geniessen. Es ist eine gute Zeit und auf den Sommer kann ich vielleicht wieder zu Hause sein.
Leider, leider schleicht sich das Gefühl ein, es jetzt zu kennen, es jetzt gesehen zu haben, genug gesehen zu haben. Aber ich würde es so gerne schaffen, bald habe ich einen Drittel, aber so ist es anstrengend, wenn man nicht bei dem erfüllt sein kann, was man macht. Das gehen ist mühsam, wenn man etwas anderes will. Ich weiss das ja, aber ändern kann ich es nicht. Ich hab’ eben einfach keine Lust mehr. Ich möchte auch nicht einfach den Weg „ablaufen“ damit er gelaufen ist, das wäre schade. Dann spare ich mir Stücke lieber für später auf, und laufe sie, wenn es wiedermal nötig ist. "