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Franziska.ch > Jakobsweg > Frankreich > 26. April Les Veylats - Cahors



"Eine Tafel Schokolade ist viel zu schnell zu ende. Ich kaufe mir immer eine grosse, damit sie für ein paar Tage reicht. Sie leben aber nie länger als ein paar Stunden.
Ich habe ein hässliches Zimmer, aber mit Sicht auf die Kathedrale. Was ich mir jetzt grad überlege ist, ob ich nochmals auf’s BIZ gehen soll, da waren nämlich Stellen ausgeschrieben. Ich war da und habe den Computer benützt, niemand hat mir gemailt. Ich habe ja auch nicht gross antworten können. Ich glaub, ich bin grad etwas frustriert. Es kommt mir vor, als würde ich fast ununterbrochen Briefe und Karten schreiben, aber ich höre nie etwas. Naja, ich bin ja auch schwer zu erreichen. Ich frage mich gerade, wieviel ich den Leuten bedeute. Es lässt sich ja auch ohne mich ganz gut leben. Und ich muss mir eingestehen, dass ich schnell laufe, vorwärts kommen will, weil ich dann mal wieder nach Hause möchte. „Nach Hause“, aber das fühle ich mich ja praktisch überall. Was „Nach Hause“ noch ausmacht, sind die Leute. Und warum möchte ich bald zu diesen Leuten zurück? Wenn ich sie so vermisse, kann ich ja jetzt gehen. Ich merke aber, dass ich zurück gehen möchte, nachdem ich den Jakobsweg gelaufen bin. Ich möchte nicht wegen den Leuten ansich zurück, sondern wegen mir, weil es mir gefallen würde, zu erzählen, zu zeigen, was ich gemacht habe, weil ich mich auf die Anerkennung freue. Desshalb will ich ja ohne das Ziel nicht nach Hause, die Bewunderung bliebe ja weg.
Gut, dass ich diese Tatsache erkannt habe, denn wenn das der Grund für’s Heimgehen ist, lasse ich es lieber. Das „siegreich heimkommen“-Gefühl geht sicher schnell vorüber und alles ist beim alten und dafür muss ich nicht nach St.Gallen. Ich muss mich nicht um die wenigen Leute kümmern, die zwischendurch an mich denken, die leben auch gut, wenn ich weg bin.

Jetzt haben wir einen lässigen abend gehabt. Zum Aperitiv haben wir Wein von hier und Saucisson gehabt. Sehr gut. Weil eine Frau hier ihren letzten Arbeitstag hatte, gab es ein kleines Fest.

5 Stunden habe ich für die ungefär 25 Kilometer gebraucht. Wenn sie mich von weitem sehen, die Franzosen, rufen sie mich „Appenzell“. Das kommt, weil ich am ersten abend gesagt habe, dass ich von da bin, als sie den Käse gerühmt haben. Und heute an einem Marktstand habe ich Appenzellerkäse gesehen!"