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Franziska.ch > Jakobsweg > Schweiz > 21. März Willisau - Huttwil



"Also, dann fang ich mal mit schreiben an, bin zwar etwas müde und habe nicht so Lust.

Ich werde also immer wieder vor Probleme gestellt. Nach Willisau ging es den Hügel hinauf zu einem schönen Wald, wenn er noch gestanden wäre! Der Lothar hat da gewütet und es sah echt schlimm aus. Ich hatte keine Chance da durchzukommen. Aber zum Glück gibt es ja immer irgendwo ein paar nette Menschen, die einem weiterhelfen. Hab' also einen Umweg machen müssen. Dafür habe ich wieder ein paar Rehe gesehen. Wieder auf dem Weg habe ich nach zwei Stunden mal eine Pause gemacht. Da ist dann eine Horde Pilgerkollegen an mir vorbeigezogen. Ich habe mich dann entschlossen, mal die Schuhe zu wechseln, hab' also die anderen aus dem Rucksack gepackt und angefangen, die Wanderschuhe mit dem Sackmesser etwas zu putzen. Da bekomme ich schon wieder Besuch, ein Polizeiauto fuhr ran. Der Herr Polizist wollte einiges von mir wissen und als ich ihm die Lage geschildert hatte, war er dann zufrieden und zog wieder ab. Später, als ich mir die Sache etwas überlegte, beschäftigten mich zwei Dinge: Er fuhr in der gleichen Richtung ab, wie er gekommen war. Kam er wohl nur wegen mir da rauf?Jemand müsste ihn gerufen haben, es war näHmlich nicht die Gegend, in der Polizeiautos einfach so patroullieren. Weiter merkte ich, dass ich sehr grossen Respekt vor der Polizei habe. Ich werde näHmlich immer nervös und habe ein schlechtes Gewissen. Grund dazu hab' ich zwar keinen. Aber die können einem einfach mitnehmen und einsperren, wenn sie gerade wollen.

Wie auch immer. Ich lief weiter über Ufhusen nach Huttwil. Den Abstecher zur Hühnerkapelle habe ich nicht gemacht. Aber das ist auch eine lustige Geschichte: Irgend ein Jüngling wurde unschuldig gehängt und als seine Familie vom pilgern zurückkam, lebte er immernoch. Sein Vater ging dann zum Richter und wollte den Irrtum klären. Dieser war gerade dabei, ein paar Poulets über dem Feuer zu braten und meinte, falls der Junge unschuldig sei, würden seine Poulets jetzt sofort davonfliegen. Das taten sie dann und so wurde der arme Kerl runtergeholt.Und der hat überlebt, weil ihn ein Geist gestützt hat. Stattdessen wurde dann ein anderer aufgehängt. Aber eben, ich weiss es nicht genau. Jedenfalls hat es jetzt dort eine Kapelle, in deren Nische oberhalb der Türe immer ein paar Hühner gackern.
Und was sagt uns das jetzt? Ein paar komische Hühner sind immer gut.

Hier in Huttwil habe ich mich wieder für Übernachtungen erkundigt. Weil ich aber noch nicht müde war, lief ich noch 1 1/4 Stundenweiter bis nach Dürrenroth. Da hatte es, wie ich vermutete, nichts zum bleiben und so kehrte ich mit dem Zug wieder hierher zurück. Im Hotel Bahnhof habe ich jetzt ein günstiges Zimmer. Fast vergessen, der Typ vom Schwimmbad hat mir heute morgen die Übernachtung, den Eintritt ins Schwimmbad und die Miete des Badeanzugs geschenkt. Das fand ich sher nett.

Heute war ein wunderschöner Tag! Nur Sonne und warm. Sah sogar die ersten Schmetterlinge. Ich habs also, weil's auch eine kürzere Etappe war, sehr gemütlich genommen. Abwärtslaufen ist immernoch der Horror, da stöhne und fluche ich. Hab' zwar heute den zweiten Knieverband gekauft, aber mit meinen Beinen muss ich etwas unternehmen. So komme ich nicht nach Santiago, oder jedenfalls finde ich es so nicht lustig. Meine Fesseln machen mir auch Sorgen, da hat es jetzt hinten zwei so dicke schmerzende Knollen. Muss mich unbedingt in Fribourg kurrieren. Bin heute ca. 6 Stunden gelaufen. Morgen wirds wieder friedlich, wie heute, ich freue mich. Bin gerne unterwegs."